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dieBasis LV Bayern – Neues aus dem Bezirkstag Oberbayern

30.01.2024     Sabine Kaiser

Der 18.Januar ist seit 2010 im kbo-Isar-Amper-Klinikum in Haar ein Gedenktag zur Erinnerung an die Deportation und Ermordung von Menschen mit psychischen Erkrankungen während der NS-Zeit. Im Jahr 1940 fand am 18.01. der erste Transport 25 psychiatrischer Patienten aus der damaligen „Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar“ in eine Tötungsanstalt statt. Insgesamt wurden unter Mitwirkung oder durch Wegsehen/Unterlassen des damaligen Klinikpersonals um die 4.000 Patienten aus Haar heraus ermordet – deportiert oder vor Ort getötet.

Der Bezirk Oberbayern ist Träger der kbo-Kliniken.

Als neugewähltes Mitglied im Bezirkstag habe ich am 18.01. dieses Jahres erstmals am Gedenktag teilgenommen. Kein leichter Termin.

Zentraler Aspekt des Gedenkens ist in diesem Jahr die Erinnerung an den von den Amerikanern eingesetzten ersten Direktor nach dem Krieg, der, sobald dies möglich wurde, nach kurzer Amtszeit und ohne Begründung von den bayrischen Behörden wieder abgesetzt wurde.

Titel der Veranstaltung: „Prof. Dr. Gerhard Schmidt – verhinderter Aufklärer unermesslicher Verbrechen“. Sein Sohn Peter Schmidt ist vor Ort und erzählt von seinem Vater.

Dieser hatte sich im Bezirkskrankenhaus unmittelbar an die Aufklärung gewagt, einige der Täter entlassen und die Verbrechen dokumentiert. Aber der Widerstand gegen eine derartige Aufarbeitung war zu groß – innerhalb der Klinik und in der Politik – und die Familie ging nach Lübeck.

Erst 20 Jahre später – Mitte der 60er Jahre – fand sich ein Verlag für das Buch „Selektion in der Heilanstalt 1939-1945“, das der Vater unmittelbar nach seiner Entlassung fertiggestellt hatte.

Erst 40 Jahre später – Mitte der 80er Jahre – begann man in Haar, der Vergangenheit ins Auge zu sehen – gegen große Widerstände, auf Initiative einer Einzelperson, des damaligen Krankenhauspfarrers, der bei der Veranstaltung heute ebenfalls vor Ort ist.

Erst 70 Jahre später im Jahre 2010 wird die „Erinnerungskultur“ etabliert. Die Arbeit an der Erinnerung an jene dunkle Zeit werde und müsse weitergehen, heißt es heute.

Sicherlich. Aber ist Aufklärung und Aufarbeitung wirklich erst möglich, wenn die Täter verstorben und deren Kinder bereits in Rente sind?

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