Interview mit Prof. Dr. Andreas Sönnichsen, Leiter der Abteilung für Allgemein- und Familienmedizin der MedUni Wien.
VON morri Die ganze Woche GmbH Heiligenstädter Straße 121 1190 Wien
Weil er sich nicht an die Covid-19-Maßnahmen gehalten haben soll, wurde Prof. Dr. Andreas Sönnichsen gekündigt.
Im Gespräch mit der WOCHE erzählt der 64jährige gebürtige Münchener (D), warum er tatsächlich entlassen wurde, warum er an der Wirksamkeit der Corona-Impfung zweifelt und er kritisiert den Präsidenten der Österreichischen Ärztekammer scharf.
Herr Dr. Sönnichsen, Sie haben an der Medizinischen Universität in Wien die Abteilung für Allgemein- und Familienmedizin geleitet und wurden Mitte Dezember gekündigt. Was sagen Sie zu Ihrer Kündigung?
Es ist eine politisch motivierte Kündigung. Es wurde von Anfang an versucht, mir den Mund zu verbieten, weil ich mich bereits beim ersten „Lockdown“ kritisch zu den Corona-Maßnahmen geäußert habe. Dabei bin ich Ende 2018 mit Begeisterung an der Med-Uni aufgenommen worden und war geschätzt. Ich habe mich auch immer kritisch gegenüber dem österreichischen Gesundheitssystem geäußert und es ist nie etwas passiert. Corona hat alles verändert.
Was genau haben Sie denn gemacht, dass es zur Kündigung kam?
Ungeimpfte Studenten werden an der MedUni von der Berufsausbildung ausgeschlossen, sie können also nicht mehr weiterstudieren. Diese Studenten haben mich gefragt, was sie dagegen machen können. Ich habe ihnen geraten, zu Pflichtveranstaltungen zu gehen und sich dort bestätigen zu lassen, dass sie daran nicht teilnehmen dürfen. Und mit dieser Bestätigung sollen sie die Uni wegen Ungleichbehandlung und Behinderung der Ausbildung verklagen. Einige Studenten werden dies nun auch tun.
Werden Sie gegen Ihre Kündigung rechtlich vorgehen?
Ja, ich habe eine Klage gegen meine Entlassung beim Arbeitsgericht eingebracht. Und ich klage die MedUni wegen Rufschädigung an, weil verbreitet wird, dass ich gegen die Corona-Vorgaben der Universität verstoßen habe. Das stimmt aber nicht. Im Oktober bin ich bereits erfolgreich gegen eine Disziplinarstrafe der Wiener Ärztekammer vorgegangen, weil ich gesagt habe, dass Kinder von der Covid-Erkrankung so gut wie nicht betroffen sind. Das Disziplinarverfahren wurde aufgehoben, aber die Ärztekammer hat Revision eingelegt.
Thomas Szekeres, der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, hat ein Rundschreiben an alle Ärzte verschickt, indem er darauf hinweist, dass es grundsätzlich keinen Grund gebe, von der Corona-Impfung abzuraten.
Szekeres hat allen Ärzten, die ihren Patienten von der Impfung abraten, ein Berufsverbot angedroht. Das ist unfassbar. Wie kann es sein, dass sich ein Ärztekammer-Präsident in die individuelle Patienten-Arzt-Beziehung einmischt. Das widerspricht jeder medizinischen Ethik und jeder medizinisch-wissenschaftlichen Herangehensweise. Meiner Meinung nach gehört Szekeres sofort von seiner Position entfernt. Er gefährdet das Gesundheitssystem, da auch immer mehr Mediziner aus ihrem Beruf aussteigen und lieber Lebensberater werden. Thrombose-Patienten etwa, die sich von einer Impfpflicht befreien lassen wollen, finden kaum einen Arzt, der das macht. So sehr werden die Mediziner von der Ärztekammer unter Druck gesetzt. Es ist für einen Arzt aber ethisch in keiner Weise vertretbar, dass nun der Ärztekammerpräsident entscheiden kann, ob ein Patient geimpft wird oder nicht. Ich habe hunderte Anfragen von Menschen mit der Bitte, dass ich sie von der Impfpflicht befreie. Aber dann verliere ich auch noch meine ärztliche Berufserlaubnis. Deshalb hoffe ich sehr, dass wir die Impfpflicht noch kippen können. Und wenn nicht, werde ich auch wissenschaftlich und medizinisch wohl begründete Impfbefreiungsatteste ausstellen. Wenn mir keine andere Wahl bleibt, werde ich Österreich verlassen.
Muss ein Arzt Mitglied bei der Ärztekammer sein?
Ja, das ist Pflicht und die Ärztekammer kann auch einfach ein Berufsverbot erteilen. In Tschechien sind Ärzte gerade dabei, eine eigene Kammer zu gründen und wollen aus der offiziellen Kammer aussteigen. Das sollte man hierzulande auch überlegen.
Sie bezeichnen die Impfpflicht als den „größten Medizinskandal aller Zeiten”.
Weil das so ist. Es gibt überhaupt keine Veranlassung, eine Impfpflicht einzuführen. Eine Impfpflicht kann nur dann begründet werden, wenn eine Erkrankung für die gesamte Bevölkerung hochgradig gefährlich ist. Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery aus Deutschland, hat Corona mit Ebola verglichen. Der Vergleich hält aber nicht stand, weil Ebola eine Todesrate von 50 bis 80 Prozent hat, bei Covid liegen wir bei gerade einmal 0,1–0,2 Prozent. Das ist eine ganz andere Dimension. Für einen Großteil der Bevölkerung besteht keine Gefahr. Vor allem auch und da gibt es ganz klare Studien, schützt die Impfung nicht vor einer Infektion. Was logisch ist, denn durch die Impfung wird das Immunsystem über die Zellen im Blut aktiviert. Es entstehen andere Antikörper als bei einem Eintritt des Erregers über die Schleimhaut.
Was halten Sie von den derzeitigen Ausgangssperren für die Ungeimpften?
Generell bringen Ausgangssperren nichts. Schweden ist ja immer einen Sonderweg gegangen und hat auf Durchseuchung gesetzt. Österreich hat auf die Bevölkerungszahlen umgelegt trotz Dauer-„Lockdown“ mehr Corona-Tote als Schweden. Ausgangssperren werden am Infektions-Geschehen nichts ändern. Und die Effektivität der Corona-Impfung ist mehr als zweifelhaft. Auch die Zahlen, die die Corona-Impfungen betreffen, werden bei uns nicht richtig erfasst. Ich weiß aus sicherer Quelle, dass Menschen, bei denen die Impfung mehr als sechs Monate her ist, im Spital als ungeimpft gezählt werden. Der „Booster“, also die dritte Impfung, bietet gegen die Omikron-Variante kaum Schutz. Das geben die offiziellen „Experten“ auch offen zu. Der Geschäftsführer von BioNTech sagt ja schon, dass sie jetzt einen Omikron-Impfstoff entwickeln und davon müssen dann auch wieder drei Dosen injiziert werden.
Es heißt immer, Omikron sei um so vieles gefährlicher. Aber konkrete Zahlen gibt es bislang nicht.
Dass das Virus mit jeder Mutation schwächer wird, beobachten wir derzeit. Durch Mutationen können Viren aber auch wieder schwerere Verläufe hervorrufen. Das lässt sich nicht vorhersagen. Bei Influenza gibt es milde Jahre und dann kommt eine Mutation daher und ruft Todesfälle und Spitals-Aufenthalte hervor. Was wir bis jetzt bei Omikron beobachten, ist die deutlich höhere Infektiosität. Aber das können wir nicht verhindern. Infektionen passieren in erster Linie in der Familie und am Arbeitsplatz. Der beste Schutz ist, dass dieses Virus endemisch wird. Das bedeutet, dass die Bevölkerung das Virus einmal durchgemacht hat. Ein Großteil der Bevölkerung steckt diese Erkrankung gut weg. Je mehr diese Menschen, denen diese Erkrankung nichts ausmacht, sie überstanden haben, desto besser ist es für jene, die die Erkrankung eben nicht kriegen sollen. Das sind die Risikogruppen: höheres Alter plus die entscheidende Begleit-Erkrankung wie hoher Blutdruck, Diabetes, Übergewicht, Herz- oder eine Lungenkrankheit. Es ist gerechtfertigt, diesen Risikogruppen die Impfung anzubieten. Aber ich kann nicht eine ganze Nation in Geiselhaft nehmen. morri
https://www.ganzewoche.at/inhalte/artikel/?idartikel=13215/Es-gibt-keinen-Grund-die-Impfpflicht-einzufuehren